Einander besser verstehen

Zwei Mal im Jahren treffen sich die Religionen in Baesweiler zum Austausch

06_Dialog (c) Andrea Thomas
06_Dialog
Datum:
Mi. 4. Feb. 2015
Von:
Andrea Thomas
„Es ist gut, dass wir zusammen und im Gespräch miteinander sind, während anderswo erst damit begonnen wird“, begrüßte Moderator Karl-Heinz Laurier die Anwesenden beim Interreligiösen Gesprächskreis in Baesweiler.

Gestartet ist die offene Gesprächsrunde zwischen den Religionen 2008 zunächst in lockerer Reihenfolge. Seit 2013 finden die Treffen, die durch die Gemeinden wandern, zwei Mal im Jahr statt. Organisiert wird der Austausch, wie auch das jährliche interreligiöse Friedensgebet, von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) in der GdG Baesweiler in Kooperation mit den in Baesweiler vertretenen christlichen Kirchengemeinden, den muslimischen Gemeinden, der Gruppe für Ausländerfreundlichkeit Baesweiler und dem Nachbarschaftstreff Setterich.

Gut 30 Interessierte hatten sich in den Räumen der neuapostolischen Gemeinde eingefunden. Ihr Anliegen: die jeweils andere Religion oder Konfession mit ihrem Glauben besser kennen- und verstehen zu lernen – und damit die Menschen, mit denen sie als Nachbarn zusammenleben. Das Thema des Abends bot dazu Gelegenheit auf beiden Seiten: „Die Rolle der Frauen im Islam und im Christentum“ – viel Stoff für einen Abend.


Eine Dokumentation zum Einstieg ins Gespräch

Den Einstieg in den ersten Teil bildete der halbstündige Beitrag „Männer und Frauen“ aus der 2010 für die ARD produzierten Dokumentationsreihe „Gesichter des Islam“. Er gab einen Einblick in das Leben von Musliminnen und Muslimen und das Selbstverständnis der Geschlechter in Marokko, Deutschland und Saudi-Arabien. Die zu dem Gesprächskreis gekommenen Muslime – Männer wie Frauen – ergänzten im Anschluss das Gesehene und beantworteten Fragen. Für sie war wichtig, dass in dem Beitrag der Islam selbst dargestellt worden sei und dazu die verschiedenen Kulturen der Länder, in denen er gelebt wird. In Europa verwechsele man, dass unterschiedliche Kulturen auch eine unterschiedliche Anerkennung des Islam bedeuteten. Im Koran gebe es beispielsweise lediglich die Pflicht, sich zu bedecken. Wie dies geschehe, sei eine Frage der Kultur und freigestellt.


Glaube, Tradition und moderne Gesellschaft

Im zweiten Teil des Abends stellte Diakon Udo Haak von der katholischen Pfarrei St. Marien das Frauenbild im Christentum vor. Auch hier spielt Tradition eine große Rolle, die Auslegung der von Männern geschriebenen Bibel, die Frage, ob die Sicht der Kirchen immer auch der Jesu entspricht. Dazu kommt die Vereinbarkeit von Glaube und moderner Gesellschaft. Sie stellt, wie im Gespräch deutlich wurde, für beide Religionen eine Herausforderung dar. Der Abend konnte nur Einblicke in das umfassende Thema geben. Er half, die Sichtweisen der jeweils anderen Religion ein Stück besser zu verstehen. Er zeigte aber auch, dass hier noch viel Bedarf an Austausch besteht.