Ein Abschied, zwei Neuzugänge und drei Konzepte

Ende November tagte die Diözesanversammlung der KLJB Aachen

Der bis zur Versammlung amtierende KLJB-Diözesanvorstand bei der Verabschiedung (v.l.n.r.): Dario Leuchtenberg, Sandra Felten, Linda Genneper, Julien Reese (c) KLJB
Der bis zur Versammlung amtierende KLJB-Diözesanvorstand bei der Verabschiedung (v.l.n.r.): Dario Leuchtenberg, Sandra Felten, Linda Genneper, Julien Reese
Datum:
Mo. 7. Dez. 2020
Von:
KLJB

Bei der Diözesanversammlung der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB) im Bistum Aachen standen Ende November wichtige Themen auf dem Programm. So galt es, eine*n Nachfolger*in für die ausscheidende Vorsitzende Sandra Felten zu finden und auch eine seit längerer Zeit vakante Vorstandsposition neu zu besetzen. Nicht unerwartet kandidierten die beiden 27-jährigen Kevin Pietschmann von der KLJB Lobberich sowie Benedikt Crynen von der KLJB Hehn. Beide wurden ohne Gegenstimmen gewählt und bilden nun zusammen mit Linda Genneper (KLJB Kempen), Dario Leuchtenberg (KLJB Hehn) und Julien Reese (KLJB Kempen) den aktuellen Diözesanvorstand.

„Ich freue mich, die KLJB mit einem nun vollbesetzten Vorstand in guten Händen zu wissen“, sagte Sandra Felten nach der Gratulation an die beiden Neugewählten und fügte hinzu: „auch wenn es mit einer paritätischen Besetzung nicht geklappt hat“. Sie ist sicher, dass Linda Genneper als jetzt einzige Frau im Vorstand „die Männer fest im Griff hat“.
Der Abschied von Sandra Felten fiel emotional aus. Prägte sie doch 8 Jahre lang die Geschicke des Verbandes mit ihrer offenen, zupackenden und systematischen Art. Der persönliche Abschied von allen Delegierten lässt dabei aber noch auf sich warten – mit Rücksicht auf den Infektionsschutz tagte die Versammlung digital.

Eines der wichtigsten Themen auf der Tagesordnung war die Verabschiedung eines Präventionskonzeptes gegen sexualisierte Gewalt im Verband. Auch wenn es bisher keine Fälle bei der KLJB gab, ist sich der für Prävention zuständige Vorsitzende Dario Leuchtenberg sicher: „Wir müssen alles dafür tun, dass es auch in Zukunft gar nicht erst zu einer Krisensituation kommt.“ Nach der Beschlussfassung traten daher auch alle anwesenden Ortsgruppen dem Mantelschutzkonzept bei.

Nachdem im laufenden Jahr die Corona-Pandemie das Verbandsleben nahezu komplett zum Erliegen brachte, wurden schnell neue digitale Konzepte ausprobiert. Da eine Rückkehr zur Normalität auch für das kommende Jahr nicht erwartet wird, planten die Delegierten jetzt einen Jahresschwerpunkt zur Digitalisierung. Unter dem Motto „Muhwiestar – Kuhle Action für Social Media“ soll es eine Schulungs- und Werbekampagne zur Vermittlung von Social-Media-Kompetenz sowie Imageförderung der KLJB im Bistum Aachen geben.

Das dritte große Thema, mit dem sich die Diözesanversammlung beschäftigte, war ein neues Pastoralkonzept unter dem Motto: „Wir bewegen das Land“. Damit beschreibt die KLJB, wie sie als Verband Glauben aktuell (er-) lebt und zukünftig weitergeben will. Einen besonderen Schwerpunkt nimmt dabei die „Landpastoral“ ein. Die Bedürfnisse und Interessen der Jugendlichen und jungen Erwachsenen auf dem Land sind der KLJB naturgemäß ein besonderes Anliegen. Durch die Einbindung der Ortsgruppen in die dörflichen Strukturen und Pfarrgemeinden bringt sie sich in die ländlichen Räume ein. Gleichzeitig hat sie aber auch mit strukturellen Problemen – nicht zuletzt auch in pastoraler Hinsicht – zu kämpfen. Mit dem neuen Konzept werden Wege aufgezeigt, damit umzugehen.

Zu den Themen im Einzelnen und Fotos:

Kevin Pietschmann und Benedikt Crynen neu im Vorstand

KLJB Aachen geht mit vollbesetztem ehrenamtlichem Vorstand ins nächste Jahr
Der neu in den Diözesanvorstand gewählte Kevin Pietschmann ist seit 8 Jahren Mitglied in der KLJB und hat in seiner Ortsgruppe in Lobberich schon 5 Jahre Erfahrung in der Vorstandsarbeit sammeln können. Er freute sich über seine Wahl und benannte auch sofort einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit: „In meiner Zeit im Vorstand möchte ich besonders den Kontakt unter den Ortsgruppen fördern.“ Das gelingende Miteinander liegt dem 27-Jährigen wirklich am Herzen, engagiert er sich auch an anderen Stellen ehrenamtlich, so zum Beispiel bei der Freiwilligen Feuerwehr.

Mindestens zwei Gemeinsamkeiten gibt es mit dem zweiten neuen Diözesanvorsitzenden der KLJB: Wie Kevin ist auch Benedikt Crynen 27 Jahre alt und engagiert sich neben der KLJB bei der Freiwilligen Feuerwehr. Obwohl er mittlerweile in Leuth wohnt, ist Benedikt der KLJB-Ortsgruppe in Hehn treu geblieben. Dort ist er seit 2019 aktiv und übernahm auch schnell ein Vorstandsamt. An der KLJB begeistert ihn besonders das Miteinander, die gegenseitige Hilfe und Unterstützung. Und natürlich die vielen (sozialen) Projekte und Feten. Sein persönliches Highlight war die 72-Stunden-Aktion seiner Ortsgruppe im vergangenen Jahr, bei der selbst der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser vorbei schaute. Der Grund und sein Ziel, warum er sich in den Diözesanvorstand hat wählen lassen, liegt dann nah: „Ich möchte mich dafür einsetzen, die Kirche wieder interessanter für die Jugend von heute zu gestalten.“

Den Diözesanvorstand bilden die beiden nun gemeinsam mit Linda Genneper, Dario Leuchtenberg und Julien Reese.

Abschied nach 8 Jahren Vorstandstätigkeit

KLJB Aachen dankt Sandra Felten für „100%“

Mit der Versammlung endete die nunmehr 4. Amtszeit von Sandra Felten, die sich in den vergangenen 8 Jahren immer zu „100%“ – wie es im Abschiedssong hieß – für die KLJB engagiert hatte. Schon länger war klar, dass sie nun nicht mehr erneut kandidieren würde.
In ihrer „Dienstzeit“ prägte sie den Verband mit ihren Talenten und Fähigkeiten. Keine Zahl war vor ihr sicher, managte sie als gelernte Steuerberaterin den Haushalt der KLJB doch mit links. Alle Themen ging sie engagiert und klar strukturiert an. Wenn mal wieder jemand im Vorstand den roten Faden verloren hatte, war klar: sie hielt ihn noch fest in den Händen. Den Überblick hat sie selten verloren und bildete damit zusammen mit den kreativen Köpfen im Vorstand stets ein perfektes Team.

So wurden in den zurückliegenden acht Jahren große Veranstaltungen aus dem Hut gezaubert: die KLJB-Bundesversammlung in Herzogenrath bei Aachen, bei der es um Asyl- und Flüchtlingspolitik, den Fairen Handel, Diversität und Hofübergaben ging, das große NRW-Landestreffen mit verschiedenen Exkursionen und anschließendem Ball, das fantastische Spektakel „Schlag die KLJB on Ice“ – um hier nur einige Beispiele zu nennen.

Augen auf! Hinsehen und schützen.

KLJB Aachen verabschiedet Institutionelles Schutzkonzept (ISK)

Mit dem 61-seitigen Konzept, das ohne Gegenstimme beschlossen wurde, und dem sich alle anwesenden Ortsgruppen angeschlossen haben, will die KLJB sensibilisieren und aufklären. Es geht dabei nicht nur um sexuellen Missbrauch, sondern vielmehr auch um sogenannte Grenzverletzungen, die in unserer Gesellschaft oftmals gar nicht direkt als solche wahrgenommen werden. Sie geschehen unabsichtlich und meist ohne böse Absicht.
Schon bei der Auswahl von Mitarbeiter*innen und ehrenamtlich Tätigen sollen Präventionsthemen angesprochen werden und teils sogar Führungszeugnisse angefordert werden. Alle, die intensiven Kontakt zu Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben, sollen an regelmäßigen Präventionsschulungen teilnehmen. Zusätzlich soll der Verband im kommenden Jahr eine eigene Präventionsfachkraft sowie einen Arbeitskreis Prävention erhalten, die alle Maßnahmen koordinieren.

Besondere Brisanz bekam das Thema noch einmal durch das kürzlich vorgestellte Gutachten zum Umgang Verantwortlicher mit Fällen sexualisierter Gewalt durch Kleriker des Bistums. Das Fazit ist vernichtend: Im Bistum Aachen ging Täterschutz vor Opferschutz. „Was wir als Kirche in der Vergangenheit getan haben, um Opfer wirklich zu schützen und für sie zu sorgen, war zu wenig, es war nicht angemessen”, erklärte der Aachener Bischof Dr. Helmut Dieser nach der Veröffentlichung.

Für die KLJB ist klar, dass es kein „weiter so“ geben darf und so war der KLJB-Diözesanvorsitzende Julien Reese auch Mitunterzeichner einer Stellungnahme des Diözesanrats der Katholiken im Bistum Aachen zum Gutachten. Die Verbände fordern darin einen Zeit- und Maßnahmenplan, der mess- und überprüfbare Ziele zur Umsetzung beinhaltet. Vordringlich geht es dabei um die Einrichtung einer Kommission im Sinne der „Gemeinsamen Erklärung über verbindliche Kriterien und Standards für eine unabhängige Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche in Deutschland“ des Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs und der Deutschen Bischofskonferenz. Dazu gehört aber auch die selbstkritische Reflexion der eigenen Rolle. Mit der Verabschiedung des ISK und der intensiven Auseinandersetzung mit der Thematik wird die KLJB dem gerecht.

Muhwiestar – Kuhle Action für Social Media

KLJB Aachen plant Schulungs- und Werbekampagne 2021

Für Jugendliche und junge Erwachsene – aber auch für Vereine und deren Multiplikatoren – ist es wichtig, in den sozialen Medien präsent zu sein, „dabei“ zu sein. Ebenso wichtig ist gleichzeitig aber auch, die „Spielregeln“ richtig zu beherrschen sowie (semi-) professionell aufzutreten, um aus der Flut an Informationen herauszustechen.

Primäres Ziel der Kampagne, die für das kommende Jahr von der KLJB geplant wird, ist daher die Schulung im Umgang mit digitalen Medien, allen voran Social-Media, sowie die Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, um diese Medien sinnvoll und (semi-) professionell zu nutzen. Vor diesem Hintergrund sind Schulungsangebote zu den Themen „Einführung Social Media“ sowie „Fotografie“, „Video“ und „Storytelling“ angedacht – jeweils mit dem Schwerpunkt der Nutzung für Social-Media-Plattformen.

Zum Konzept gehört nicht nur das technische Handwerkszeug, sondern auch der praktische Umgang der Veröffentlichung von Posts. Hierbei sollen sich die Teilnehmer*innen mit ihrer Heimat und dem Lebensraum „Land“ auseinandersetzen. Dazu wird es Diskussionsrunden und Podiumsdiskussionen geben, bei denen geklärt werden soll, welche Themen für die Jugendlichen und jungen Erwachsenen wichtig sind, was auf dem Land fehlt, aber auch was gut läuft und worauf man stolz sein kann.

Auch wenn manches nicht optimal ist, KLJBler*innen leben gern auf dem Land und wollen es aktiv gestalten – das sollen die Posts in Image- und Motivationsbeiträgen zum Ausdruck bringen! Und so wird ganz automatisch eine Imagekampagne für die KLJB im Bistum Aachen entstehen.

Wir bewegen das Land

KLJB Aachen mit neuem Pastoralkonzept

Pastoral bezeichnet das Verhältnis der Kirche zur Welt und zu den Menschen von heute. Die KLJB bietet dafür einen Ort.

Der Schwerpunkt der KLJB gilt dabei dem Lebensraum „Land“ und den Jugendlichen vor Ort. Deren Bedürfnisse und Interessen sind dem Verband ein besonderes Anliegen. Durch die Einbindung der Ortsgruppen in die dörflichen Strukturen und Pfarrgemeinden bringen sich die Jugendlichen und jungen Erwachsenen in die ländlichen Räume ein. Das ist gelebte Landpastoral.

Vielerorts wird das Fehlen bzw. der Verlust der Infrastruktur auf dem Land bemängelt, was gerade auch der jungen Generation besonders zu schaffen macht: Jugendtreffs Mangelware, Busverbindungen am späten Nachmittag und am Abend kaum vorhanden, Internetzugang ungenügend, Lehrstellen im Umfeld nicht zu finden. Im Vergleich zu Gleichaltrigen in der Stadt fühlen sich viele Landjugendliche oft benachteiligt. Es fehlen wohnortnahe weiterführende Schulen, (attraktive) Jobs und Freizeitangebote jenseits von Vereinen und der freiwilligen Feuerwehr.

Aber auch in der Pastoral vollzieht sich dieser Verlust: Pfarrgemeinden werden zu immer größeren Einheiten zusammengelegt, Angebote gibt es oft nur noch in einzelnen Gemeinden (zentral für alle). Dies ist zwar nicht alleine ein ländliches Phänomen, gibt es doch auch in den Städten immer größere Einheiten, jedoch sind die Auswirkungen auf dem Land gravierender zu spüren. Die Wege sind weiter, und die Möglichkeiten, diese Wege zurückzulegen, sind oftmals eingeschränkter. Der urbane Raum ist enger vernetzt, wogegen auf dem Land die persönlichen Lebensräume um ein Vielfaches kleiner sind. Durch räumliche Ferne entsteht auch eine Ferne der Lebenswirklichkeiten.

Mit dem neuen Konzept will die KLJB Wege aufzeigen, mit den pastoralen Herausforderungen auf dem Land umzugehen. Sie ist überzeugt, junge Menschen auf vielfältige Arten erreichen und wieder mehr für Kirche begeistern zu können.
Dazu wünscht sie sich aber auch eine qualifizierte Begleitung. Denn die KLJB ist seit Jahrzehnten der einzige katholische Jugendverband im Bistum Aachen ohne geistliche Verbandsleitung. Und das, obwohl die deutschen Bischöfe bereits 2007 die Wichtigkeit einer geistlichen Verbandsleitung besonders für Jugendverbände festgestellt hatten.
Mit dem nun vorliegenden Konzept möchte der Diözesanvorstand noch einmal auf das Bistum Aachen zugehen, um für die Stellung einer geistlichen Leitung zu werben.

Über die KLJB

KLJB Aachen als Akteur auf dem Land

Die KLJB (Katholische Landjugendbewegung Deutschlands) ist ein Jugendverband mit bundesweit rund 70.000 Mitgliedern. Im Diözesanverband Aachen sind über 700 junge Menschen von 14 bis etwa 30 Jahren in derzeit 12 Ortsgruppen organisiert. Der starke Bezug zum Lebensraum Land und zur Landwirtschaft zeichnet die KLJB in besonderer Weise aus. Der Verband vertritt die Interessen Jugendlicher in ländlichen Räumen und engagiert sich für eine aktive und lebendige Kirche. Die Mitglieder tragen viele Aktionen der Gemeinden im Bistum Aachen mit, organisieren diese oft selbst und treten dabei für eine gerechte und zukunftsfähige Welt ein.

KLJB

Mo. 7. Dez. 2020
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