Frauen stärker in die Verantwortung

Im Rahmen des Dialogprozesses beschäftigt sich die KFD im Bistum mit Fragen von Macht in der Kirche

49_Frauen und Kirche (c) Nina Krüsmann
49_Frauen und Kirche
Datum:
Mi. 3. Dez. 2014
Von:
Nina Krüsmann
Frauen sind tragende Säulen im Leben der Kirchengemeinde. Sie pflegen und entwickeln neue Formen einer zeit- und frauengemäßen Spiritualität.
kfd-Beitrag (c) Nina Krüsmann
kfd-Beitrag

Wie das Engagement der Frauen innerhalb der Kirche wahrgenommen und wertgeschätzt wird, darüber fand jetzt eine angeregte Diskussion unter der Leitung von Barbara Krause, der emeritierten Professorin für Politikwissenschaften an der Katholischen Hochschule Aachen, im Bischof-Hemmerle-Haus statt. „Mit anderen in den Austausch zu kommen ist wichtig, um sich gegenseitig zu unterstützen und um nicht in der eigenen Ohnmacht zu versinken und zu resignieren", betont Organisatorin Marie-Theres Jung, Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (KFD) Diözesanverband Aachen.

 

Von echter Partizipation noch weit entfernt

Als Fortbildung, um alle bisherigen Möglichkeiten offen darzulegen und Rückhalt zu geben, sei die Tagung ein wertvoller Baustein. „Die Eindrücke der verschiedenen Frauen, ihre Positionen wahrzunehmen und mit in die verbandliche Arbeit aufzunehmen, ist ein wichtiges Ergebnis, das wir in den zuständigen Gremien vorbringen, da wir uns als Anwältin der Frauen verstehen", erklärt Jung.

Die Idee zu der Veranstaltung ist im Rahmen des Dialogprozesses entstanden. „Dabei ist viel über die verschiedenen Formen von Macht und deren Ausübung diskutiert worden. So wollten wir mit Frauen, die in den Pfarreien und an anderen kirchlichen Orten tätig sind, ins Gespräch kommen", sagt Jung. Sie selbst hat eine sehr konkrete Meinung zur Stellung der Frau in der Kirche: „Im Zweiten Vatikanischen Konzil heißt es, dass alle Getauften am gemeinsamen Priestertum teilhaben. Von einer Partizipation sind wir aber noch weit entfernt, darin waren sich alle Teilnehmerinnen einig." Die Ausschließung des amtlichen Priestertums und das spärliche Bemühen, Frauen in Leitungspositionen zu bringen, sind in den Augen der Frauen nicht mehr zeitgemäß.

Dies veranlasst viele Frauen dazu, ihrer Kirche den Rücken zu kehren. Vor Ort fühlen sie sich oft nicht mit den nötigen Leitungskompetenzen ausgestattet und abhängig vom jeweiligen Priester. „Doch stellt sich die Frage, wie lange die Institution es sich noch leisten kann, dieses Bild nach außen zu tragen.

 

Was bleibt, wenn die Frauen sich zurückziehen?

Was bleibt, wenn engagierte Frauen ausbleiben, die Vorbilder in Amt und Ehrenamt fehlen?" stellt Jung die entscheidende Frage mit Blick auf die Zukunft der Kirche. Barbara Krause erläuterte im Laufe des Gesprächs, welche Bedeutung dem Machtbegriff zukommt: Macht wird oft mit Herrschaft oder Konfrontation definiert.

„Frauen sind meist anders sozialisiert und nicht in der Ausübung von Konflikten erzogen worden. Macht soll ermächtigen und nicht entmündigen, positiv in Leitung eingesetzt werden, um zukunftsfähig zu handeln", erklärt Jung dazu. Man dürfe sich nicht zurückziehen, sondern sollte mutig nach neuen Wegen suchen – was auch positiven Einfluss auf die Mitarbeit in einem Verband wie der KFD hat.

„Der Verband ist ein Ort der Reflexion, wo Verbündete gefunden werden und auf dieses Thema sensibilisiert wird. Es werden Fortbildungen für Leitungsämter angeboten, und die KFD wird sich weiterhin für die paritätische Besetzung von Leitungsämtern besonders in den oberen kirchlichen Verwaltungen einsetzen. So fordern wir auch weiterhin die Einstellung einer Gleichstellungsbeauftragen, damit gezielt Frauen zur Besetzung der Ämter gesucht werden", betont Jung. Ebenso sehe es mit der Forderung des Weiheamtes der Frau aus, denn die Fakten sollen endlich legitimiert werden. „Unsere Kirche hat eine große Ausstrahlungskraft, wenn wir die vielen Charismen der Getaufen wahrnehmen. Wir als Verband nehmen die Entwicklung und die Pluralität der Gesellschaft wahr und sehen sie als Bereicherung und Aufforderung zum Handeln", resümiert Marie-Theres Jung.